
Am 15. März findet im Stadtseegebiet Stendal eine wichtige Stadtteilbegehung statt, die von der Interessensgruppe „Barrierefreies Stendal“ organisiert wird. Diese Initiative zielt darauf ab, Barrieren zu identifizieren und Verbesserungsvorschläge für eine barrierefreie Gestaltung zu erarbeiten. Oberbürgermeister Bastian Sieler wird die Erkundung begleiten, die um 14 Uhr am Stadtteilbüro Stendal-Stadtsee (Adolph-Menzel-Straße 18, 39576 Hansestadt Stendal) beginnt. Die Veranstaltung ist offen für alle, wobei eine Anmeldung zwar nicht erforderlich, jedoch wünschenswert ist, um die Organisation zu erleichtern. Ansprechpartner für Rückfragen ist das örtliche Teilhabemanagement unter der Nummer 03931 607194 oder per E-Mail.
Die Teilhabemanagerin Johanna Michelis hebt die Relevanz von Barrierefreiheit hervor, die für alle Bürger von Bedeutung ist. Während der Begehung werden zwei Gruppen gebildet, die verschiedene Punkte der Stadt erkunden werden. Gruppe 1 fokussiert sich auf den Bahnhof „Stendal-Stadtsee“ sowie das Roland-Ärztehaus, während Gruppe 2 die Ladenzeile, das Altmark-Forum und die Kreuzung Dr.-Kurt-Schumacher-Straße/Stadtseeallee unter die Lupe nehmen wird. Die gesammelten Eindrücke und Vorschläge zur Verbesserung der Zugänglichkeit werden dokumentiert und den zuständigen Stellen übermittelt.
Aktuelle Barrierefreiheit im Nahverkehr
Eine weitere Initiative zur Verbesserung der Barrierefreiheit im Landkreis Stendal zeigt sich auch im Rahmen des Inklusionsbeirates, der sich auf die Barrierefreiheit im Nahverkehr konzentriert. Bei einer Begehung berichtete zum Beispiel Marcus Graubner, wie er eine Rampe benutzt, um mit dem Bus zur Haltestelle „Krankenhaus“ zu gelangen. Dabei wurde auch auf wichtige Details wie fehlende visuelle Anzeigen im Bus hingewiesen, was für Menschen mit Hörbehinderung problematisch ist. Der Weg zum Bahnhof Seehausen, der als kaum barrierefrei gilt, zeigt auf, dass noch erheblicher Handlungsbedarf besteht: Zwei Treppen und das Fehlen von Aufzügen stellen große Herausforderungen dar.
Die Erhebung zeigt, dass von 23 Bahnhöfen im Landkreis Stendal 19 stufenfrei sind (83%) und 3 Bahnhöfe weitreichend barrierefrei (13%). Im nationalen Vergleich stehen in Sachsen-Anhalt von 277 Bahnhöfen 224 stufenfrei (81%) und 80 weitreichend barrierefrei (29%). Ab 2025 soll der Bahnhof Seehausen im Rahmen eines Modernisierungsprogramms barrierefrei umgebaut werden.
Der Bedarf an barrierefreier Mobilität
Die Entwicklung im Bereich der Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema. Das Inklusionsbarometer Mobilität der Aktion Mensch zeigt Fortschritte, aber auch viele bestehende Barrieren für Menschen mit Behinderungen auf. Rund 47% der Befragten haben Schwierigkeiten, in öffentliche Verkehrsmittel einzusteigen. Zudem berichten 17% von Erfahrungen, bei denen sie aufgrund ihrer Behinderung aus einem öffentlichen Verkehrsmittel geworfen worden sind. Dieses Beispiel verdeutlicht die Diskrepanz zwischen dem Anspruch auf Barrierefreiheit und der Realität, die noch immer eine Herausforderung darstellt.
Die Notwendigkeit für Politik, Verkehrsunternehmen und die Gesellschaft insgesamt, sich für inklusive Mobilität einzusetzen, wird zunehmend deutlich. Der Abbau physischer Barrieren, der Ausbau barrierefreier Haltestellen und Bahnhöfe sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen sind essenziell, um eine umfassende Inklusion zu erreichen. Digitalisierung könnte zudem eine Rolle spielen, indem sie Barrieren im öffentlichen Verkehr durch Apps und digitale Ticketing-Lösungen abbaut.
Insgesamt zeigt sich, dass trotz gewisser Fortschritte im Bereich der Barrierefreiheit in Deutschland noch viel zu tun ist. Die zahlreichen Initiativen, sei es in Stendal oder im größeren Kontext, sind Schritte in die richtige Richtung, doch die Herausforderungen bleiben bestehen.