
Die Suche nach der vermissten Inga, die seit ihrem Verschwinden im Mai 2015 traumatisierte Familien und die Öffentlichkeit in Deutschland bewegt, bleibt weiterhin ohne neue Erkenntnisse. Am 6. Februar 2025 wurde ein abgelegenes Waldgebiet bei Stendal erneut durchforstet, jedoch brachte die Aktion keine neuen Hinweise zum Verbleib des fünfjährigen Mädchens. Rund 50 Beamte der Bereitschaftspolizei und einer Ermittlungsgruppe der Polizeidirektion Halle waren an dem Einsatz beteiligt, der unter anderem die Nutzung einer Wärmebild-Drohne umfasste. Das Ziel war es, unter Laub und Moos Kleidungsstücke oder andere Beweismittel zu finden, die Aufschluss über Ingas Schicksal geben könnten.
Inga verschwand während eines Familienbesuchs in der Diakonieeinrichtung Wilhelmshof, einem abgelegenen Ort, der für die Betreuung von schwer Suchtkranken und psychisch kranken Menschen bekannt ist. Kriminalrat Reimar Klockziem, der das Fachkommissariat 2 der Polizei in Stendal leitet, beschreibt das Verschwinden als äußerst ungewöhnlich, da es weder Spuren noch andere Hinweise gebe. Bewohner der Einrichtung konnten keine präzisen Aussagen über Ingas Verschwinden machen, und die Eltern glauben nicht, dass sie weggelaufen ist. Sie schließen jedoch nicht aus, dass sie sich versteckt hat, als sie zwischen 18:30 und 18:45 Uhr als vermisst gemeldet wurde.
Ermittlungen und Suchaktionen
Trotz der großangelegten Suchaktionen, die bereits 2017 bis zu 1500 Personen, Hunden und Hubschraubern umfassten und auf einem Gelände von 4700 Hektar stattfanden, bleibt das Schicksal des Mädchens unbekannt. Nach den jüngsten Durchsuchungen wurde entschieden, dass in den kommenden Tagen keine weiteren Suchaktionen geplant sind, obwohl die Ermittler perspektivisch neue Suchen nicht ausschließen. Im Jahr 2023 übernahm die Polizeidirektion Halle den Fall von den Stendaler Kollegen, und eine Ermittlungsgruppe wurde gegründet, um neue Ansätze zu prüfen.
Dennoch gibt es Überlegungen, dass Inga möglicherweise Opfer eines Verbrechens, eines Unfalls oder einer Entführung geworden sein könnte. Bisher gibt es jedoch keine begründbaren Verdachtsmomente gegen Personen aus der nahegelegenen psychiatrischen Klinik oder forensischen Psychiatrie. Laut Klockziem könnten die Ermittlungen auch Hinweise auf Menschenhandel in Deutschland ausschließen, auch wenn die Polizei weiterhin alle Ermittlungsergebnisse prüft.
Rolle und Unterstützung durch das BKA
Das Bundeskriminalamt (BKA) spielt eine zentrale Rolle bei der Bearbeitung von Vermisstenfällen in Deutschland. Es wurde 1951 gegründet und hat die Aufgabe, Fahndungen nach vermissten Personen zu koordinieren. Nach derzeitigen Daten sind im Informationssystem der Polizei (INPOL) rund 9.832 vermisste Personen registriert, darunter auch viele Kinder. Im Jahr 2023 allein waren etwa 16.500 Kinder vermisst, wobei die Aufklärungsquote mit 99,8 % bemerkenswert hoch ist.
Die einzelnen Polizeidienststellen sind zunächst für die unmittelbare Personensuche zuständig. Bei akuter Gefahr werden groß angelegte Suchmaßnahmen eingeleitet, oft mit Einbeziehung der Bereitschaftspolizei und lokalen Rettungsdiensten. Im Fall Inga sind die Ermittler in engem Kontakt mit den Eltern und halten sie über allgemeine Ermittlungsfortschritte informiert. Hinweise zu Ingas Verbleib können über die Webseite www.woistinga.de an die Kriminalpolizei weitergeleitet werden.