
In Stendal, Sachsen-Anhalt, ist ein historisches Kirchenbuch, das seit 26 Jahren als gestohlen galt, zurückgekehrt. Dieses Buch, welches als das älteste seiner Art in Sachsen-Anhalt angesehen wird, wurde 1998 bei einem Einbruch in das Haus der Petrikirchgemeinde entwendet. Der Diebstahl beinhaltete neben Bargeld und Kunstgegenständen auch das wertvolle, handgeschriebene Buch, das bis zu 15 cm dick ist. Es dokumentiert Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen der Gemeinde von 1581 bis ins späte 18. Jahrhundert. Besonders bemerkenswert ist der Eintrag zur Taufe des berühmten Archäologen Johann Joachim Winckelmann am 12. Dezember 1717, der als Begründer der klassischen Archäologie gilt. Diese Information hat das Interesse an dem Buch zusätzlich gesteigert, da Winckelmanns Erbe in Stendal, einschließlich einer gleichnamigen Straße und einem Museum, gewürdigt wird. MDR berichtet, dass Pfarrer Markus Schütte diese Rückkehr als ein „Neujahrs-Wunder“ bezeichnet.
Die Ereignisse, die zu der Rückgabe des Kirchenbuches führten, sind ebenso bemerkenswert. Am 13. November 2024 erhielt Pfarrer Schütte einen Anruf von einem Mann aus der Nähe von Wolfsburg, der erklärte, das Buch zurückgeben zu wollen. Er betonte, dass er nicht am Einbruch beteiligt gewesen sei und das Buch guten Gewissens erworben habe. Der Rückkehrer verlangte kein Geld für das Buch, was das entgegengebrachte Vertrauen unterstrichen hat. Die Gemeinde überreichte ihm jedoch ein großzügiges Präsent, um die Rückgabe zu würdigen. Über die genauen Umstände, wie das Buch nach der Entwendung 26 Jahre lang woanders aufbewahrt wurde, wurde Stillschweigen vereinbart.
Eindrucksvolle Digitalisierungspläne
Die Evangelische Stadtgemeinde hat bereits Pläne zur Digitalisierung des Kirchenbuches geschmiedet. Damit solle das wertvolle historische Dokument nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aktuell wird das Buch in das kirchliche Zentralarchiv überführt. Dies korrespondiert mit den Bestrebungen des Bundesarchivs, zahlreiche historische Unterlagen online verfügbar zu machen. Ab 2024 sollen Akten vollständig digitalisiert und den Nutzern zugänglich gemacht werden, wobei die Priorität auf der historischen Aussagekraft und der Benutzungsintensität der Dokumente liegt.
Die Digitalisierung wird von verschiedenen Standorten des Bundesarchivs durchgeführt. Beispielsweise werden in Berlin-Lichterfelde jährlich etwa 3 Millionen Seiten digitalisiert sowie Akten zur politischen und militärischen Geschichte Deutschlands. Für die Digitalisierung von zivilen Unterlagen werden zusätzliche Mittel bereitgestellt, um die historischen Bestände besser zu bewahren und für die Nachwelt zugänglich zu machen.
Die Rückkehr des Kirchenbuches ist daher nicht nur ein erfreuliches Ereignis für die Gemeinde in Stendal, sondern auch ein Zeichen für die zunehmende Wertschätzung und den Schutz von historischem Erbe in Deutschland.