
Am 14. und 27. März 2025 zeigt das Theater der Altmark das eindringliche Stück „Rishi“ in den Verhandlungssälen des Amtsgerichts Stendal. Unter der Regie des Dramatikers Kees Roorda befasst sich das Jugendstück mit drängenden Themen wie Gerechtigkeit, Schuld und Rassismus, basierend auf den erschütternden Ereignissen, die sich 2012 am Flughafen ereignet haben. Hier wurde ein 17-jähriger Junge indischer Abstammung, Rishi Ch., von einem Polizisten erschossen; der Schütze, der Notwehr behauptete, wurde letztlich freigesprochen.
Die Aufführung beleuchtet die vielschichtigen Perspektiven der Beteiligten. Zeugen, Bekannte und der Schütze selbst treten auf, um unterschiedliche Wahrnehmungen und Vorurteile zu offenbaren, die mit dem Geschehen verbunden sind. Kritiker Thomas Pfundtner hebt dabei die spannungsreiche Atmosphäre im Gerichtssaal hervor und betont die bemerkenswerten Rollenwechsel im dreiköpfigen Ensemble, welches die verschiedenen Charaktere zum Leben erweckt.
Von der Bühne in den Gerichtssaal
Das Stück ist nicht nur eine literarische Aufarbeitung, sondern lädt das Publikum ein, sein eigenes Urteil zu fällen. Hierbei werden fundamental Fragen zum Recht und zur Gerechtigkeit aufgeworfen. Es geht nicht nur um das Entstehen eines Urteils, sondern darum, wie schnell Vorurteile und gesellschaftliche Meinungen entschieden werden können. Die intensive Inszenierung dauert 80 Minuten ohne Pause.
„Rishi“ wurde von Alexandra Schmiedebach übersetzt und zeigt sich als ein lebendiges Beispiel der Verbindung zwischen ergreifendem Theater und gesellschaftskritischer Reflexion. Zuschauer dürfen zudem keine Bild- und Tonaufnahmen während der Aufführungen machen, um die Atmosphäre gänzlich der emotionalen Darbietung zu überlassen. Die Aufführungen finden im Amtsgericht, Am Dom 1, 39576 Stendal, statt, und beginnen jeweils um 19:30 Uhr.
Kontext und gesellschaftliche Relevanz
Ähnliche Themen werden auch im Theaterstück „Stolpern“ behandelt, das von 18 Jugendlichen im Piccolo Theater Cottbus aufgeführt wird. Hier bringen die Akteure ihre persönlichen Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus ein. Die Proben beinhalten Besuche relevanter Gedenkstätten, wie der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, was die Geschichten der Darsteller emotional auflädt.
Die Regisseurin Mai-An Nguyen und ihr Team fördern eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte der Jugendlichen, während sie sich dem Erbe des Nationalsozialismus und Alltagsrassismus stellen. Diese Art von Theaterarbeit, sowohl in Cottbus als auch in Stendal, verdeutlicht den Effekt von Diskussions- und Reflexionsprozessen, um ein tieferes Verständnis für die gesellschaftlichen Themen zu ermöglichen.
In dieser Verbindung zwischen dem Theaterstück „Rishi“ und „Stolpern“ zeigt sich, wie bedeutend der Dialog über Gerechtigkeit und soziale Ungerechtigkeiten in der heutigen Zeit ist. Solche Produktionen fordern das Publikum nicht nur zum Nachdenken auf, sondern können auch als Anstoß für eine breitere gesellschaftliche Diskussion dienen.