
Im Kreis Mansfeld-Südharz gab es am Mittwochnachmittag mehrere Anrufe von Trickbetrügern, die sich als Polizisten oder Staatsanwälte ausgaben. Besonders betroffen waren Menschen in Sangerhausen und Eisleben. Die Anrufer täuschten vor, Angehörige hätten einen Unfall gehabt, um so an das Geld der vermeintlichen Verwandten zu gelangen. Glücklicherweise scheiterten alle Versuche der Betrüger, die in diesem Fall insgesamt elf Personen zwischen 12.45 Uhr und 15 Uhr kontaktierten. Dies zeigt, dass Betrugsanrufe häufig am frühen Nachmittag stattfinden, wenn jüngere, arbeitende Verwandte oft abwesend sind, um potenzielle Opfer leicht unter Druck setzen zu können. [Volksstimme] berichtet aus erster Hand über diesen Vorfall.
Diese Methode ist keinesfalls neu. Trickbetrüger haben im Jahr 2022 in Deutschland Millionen Euro erbeutet, insbesondere durch ähnliche Anrufe bei Seniorinnen und Senioren. Täter geben sich häufig als Staatsanwälte, Bankmitarbeiter oder Polizeibeamte aus. Während sich die Betrüger bundesweit vernetzen, wird das Zentrum für Callcenter-Betrug häufig in Izmir, Türkei, lokalisiert. Täglich werden hunderte Senioren in Deutschland von den Betrügern kontaktiert. Untersuchungen zeigen, dass in einigen Bundesländern wie Bayern über 18 Millionen Euro und in Niedersachsen 4,5 Millionen Euro durch solche Anrufe verloren gingen. [Tagesschau] hebt die gravierenden finanziellen Schäden hervor.
Struktur der Betrügerorganisationen
Die hierarchische Struktur der Betrügerorganisationen ist gut organisiert. Verschiedene Rollen innerhalb der Callcenter, wie „Filterer“, „Abschließer“ und „Abholer“, sorgen dafür, dass der Betrugsprozess effizient abläuft. „Filterer“ identifizieren potenzielle Opfer mithilfe von Online-Telefonbüchern und spionieren deren Nachbarschaft aus. Dabei wird oft „Call ID Spoofing“ eingesetzt, um deutsche Telefonnummern im Display der Opfer erscheinen zu lassen, was das Vertrauen der Angerufenen erhöht.
Einmal identifiziert, wird das potenzielle Opfer an einen „Abschließer“ weitergereicht, der dann die betrügerischen Gespräche abschließt. Die Beauftragung von „Finanzagenten“, die bereit sind, das betrügerisch erlangte Geld zu transferieren, verstärkt das Risiko für die Opfer, da diese oft unwissentlich Gelder von anderen Opfern verwalten. Diese Agenten nutzen eigene oder neue Bankkonten, um die Gelder weiterzuleiten. [BKA] beschreibt die Methoden und Strategien, die Betrüger anwenden, um ihre Operationen durchzuführen und die Polizei und die Öffentlichkeit zu täuschen.
Schutzmaßnahmen und Erkenntnisse der Ermittlungen
Die deutsche Polizei, zusammen mit türkischen Ermittlungsbehörden, arbeitet daran, die Betrüger zu fassen. Im September 2022 wurden in der Türkei 67 Telefonbetrüger verurteilt, die Hauptangeklagten erhielten dabei Hunderte von Jahren Haft. Die Zusammenarbeit zwischen den Ländern gestaltet sich jedoch oft als langwierig und kompliziert, ohne Garantie für eine Entschädigung der Opfer.
Das Bundeskriminalamt (BKA) führt umfassende Aufklärungskampagnen durch, um die Bevölkerung über Telefonbetrug zu informieren und das Bewusstsein für gefährliche Anrufer zu schärfen. Besonders ältere Bürgerinnen und Bürger sind häufig Ziel dieser kriminellen Machenschaften, wobei die Betrüger auch Druck ausüben, selbst wenn die Opfer kein Geld mehr haben.
In Anbetracht der wachsenden Bedrohung durch Betrugsanrufe ist es wichtig, dass potenzielle Opfer wachsam sind und sich über die Methoden der Betrüger informieren, um sich und andere vor finanziellen Schäden zu schützen.