
Am 30. Januar 2025 stellte Sachsen-Anhalts Wirtschafts- und Landwirtschaftsminister Sven Schulze neue Maßnahmen zur Unterstützung von Obstbaubetrieben vor. Diese Initiativen sind eine Reaktion auf die Frostschäden, die im April 2024 erhebliche Auswirkungen auf die Branche hatten. In diesem Zuge wurden bereits frostbedingte Hilfen bereitgestellt, die jedoch jetzt durch die Einführung einer Förderung für Mehrgefahrenversicherungen ergänzt werden sollen. Diese Versicherung wird erstmals Obstbauern Schutz vor witterungsbedingten Schäden bieten, ein Schritt, der bisher nur für Weinbaubetriebe im Rahmen des Sektorprogramms Wein möglich war. Die neuen Maßnahmen zielen darauf ab, die Erträge der Obstbauern gegen extreme Wetterereignisse wie Frost, Sturm oder Starkregen abzusichern.
Die Förderung wird die Versicherungsprämien mit bis zu 50 Prozent bezuschussen. Im Haushaltsentwurf sind für die Jahre 2025 und 2026 jeweils 1 Million Euro eingeplant. Ausgerichtet ist das Förderprogramm auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) des Obstbaus mit Sitz in Sachsen-Anhalt. Um von der Förderung profitieren zu können, müssen die Betriebe eine Mehrgefahrenversicherung abschließen und eine versicherte Fläche von mindestens 0,3 Hektar je Obstkulturgruppe haben. Förderfähige Obstkulturen umfassen Kernobst, Steinobst, Strauchbeeren und Erdbeeren. Die entsprechende Richtlinie zur Umsetzung der Förderung wird derzeit erarbeitet, um eine schnelle Einführung zu gewährleisten.
Weitere Herausforderungen und Lösungen
Die Obstbaubranche war und ist mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Vertreter der Branche weisen darauf hin, dass die aktuellen Prämien von rund 1000 Euro pro Hektar für viele Betriebe nicht tragbar sind. Laut Jens Stechmann, Franz Josef Müller und Helmut Jäger ist eine staatliche Unterstützung dringend notwendig, um die notwendige Risikovorsorge der Betriebe zu gewährleisten. Erfolgreiche Modelle in anderen EU-Ländern, wie in Österreich und Italien, bieten Ansatzpunkte für mögliche Lösungen: In Österreich trägt der Landwirt die Hälfte der Prämie, während der Bund und Land jeweils 25% übernehmen. In Italien sind staatlich geförderte Frostversicherungen sogar mit bis zu 70% Zuschuss verbunden.
Zudem stellt Klaus Mugele vom Landesbauernverband fest, dass die Risikolagen sich durch häufigere Wetterextreme verändert haben. Dies führt zu einer Wettbewerbsverzerrung, welche die Politiker und Verbände zum Handeln zwingt. Der Deutsche Bauernverband hat jedoch eine Umwidmung von Mitteln aus der ersten in die zweite Säule abgelehnt, was für Diskussionsstoff sorgt. Michael Lösche von der Vereinigten Hagel plant, ein Angebot zur Frostversicherung speziell für Kern- und Steinobst zu entwickeln. Die Schätzung der Prämien für diese Versicherung liegt zwischen 7 und 12% und ist abhängig von regionalspezifischen Wetterdaten.
Versicherungsmodelle und deren Nutzung
Das Versicherungsmodell umfasst verschiedene Optionen, die auf die speziellen Bedürfnisse der Betriebe zugeschnitten sind. Betriebe ohne Netz können ein Kombipaket aus Hagel- und Frostversicherung wählen, während die Anlagen, die unter Netz sind, zwischen einem umfassenden Schutz oder ausschließlich einer Frostversicherung entscheiden können. Im Schadensfall sind die Entschädigungsregelungen folgendermaßen strukturiert: Bei Frost- und Qualitätsschäden liegt die Selbstbeteiligung bei 20%, und die maximale Entschädigung beträgt 70% der Schadenssumme. Der Versicherungsschutz beginnt dabei vier Wochen nach Versicherungsbeginn. Anträge müssen bis Ende Februar eingereicht werden, in diesem Jahr sogar bis zum 15. März.
Die Initiative von Sachsen-Anhalt bietet daher nicht nur eine wichtige finanzielle Unterstützung für Obstbauern in schwierigen Zeiten, sondern trägt auch dazu bei, die Resilienz der Betriebe im Angesicht extrem werdender Wetterbedingungen zu stärken. Die Vielfalt an Zuschussprogrammen, die in anderen Bundesländern angeboten werden, zeigt zudem den Handlungsbedarf und mögliche Lösungen, um die Sicherheit der landwirtschaftlichen Betriebe für die Zukunft zu sichern. Laut mwl.sachsen-anhalt.de, bwagrar.de und allianzagrar.de ist die Zeit für eine systematische Absicherung gefordert, um langfristige Lösungen für den ländlichen Raum zu entwickeln.