
In Magdeburg sorgte der Tod von rund 400 Schafen auf einem Grundstück im Osten der Stadt für Entsetzen und Empörung. Städtebau- und Sozialbeigeordneter Ingo Gottschalk bestätigte, dass die zuständigen Behörden mehrfach Kontakt mit der Halterin der Tiere hatten. Dennoch galt das Haltungs- und Betreuungsverbot des Kreises Anhalt-Bitterfeld nicht für Magdeburg. Vertreter des Gesundheits- und Veterinäramts waren über Jahre hinweg vor Ort, ohne dass es zu einer umfassenden Beurteilung der Haltungsbedingungen kam.
Die Todesursache der Schafe ist derzeit unklar, jedoch laufen bereits Ermittlungen gegen die 62-jährige Halterin aus Gommern. Am Sonntag wurden die verendeten Tiere entdeckt, und alle lebenden Schafe, insgesamt rund 600, wurden vom Veterinäramt übernommen. Diese Tiere werden aktuell mit Wasser und Heu versorgt. Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass auch 13 Hunde und einige Pferde sowie Esel auf dem Grundstück waren. Während die Hunde ins Tierheim und bei privaten Haltern untergebracht wurden, musste ein Hund wegen aggressiven Verhaltens erschossen werden.
Gesundheits- und Veterinäramt im Einsatz
Der Einsatz der Polizei dauerte mehrere Stunden, nachdem Anwohner die Behörden informierten, weil einige Schafe ausgebüxt waren. Diese Bürgerhinweise hatten in der Vergangenheit bereits zu einer Bestätigung der schlechten Haltungsbedingungen durch offizielle Stellen geführt. Trotz dieser Hinweise wurde die Schafhalterin erst am 13. Dezember 2024 mit einem Haltungs- und Betreuungsverbot belegt. Zuvor war sie auch beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) aktiv, wo sie Deichflächen in der Region bewirtschaftete.
Aufgrund mangelnder Zuverlässigkeit und Fachkompetenz entzog der LHW der Halterin am 20. Dezember schriftlich den Vertrag zur Deichpflege. Die Verhandlung um die Haltungsbedingungen und -rechte bezieht sich auf das Tierschutzgesetz, dessen Einhaltung in Sachsen-Anhalt von den zuständigen Stellen weiterhin kritisch beobachtet wird.
Tierschutz und Reformbedarf
Der Fall in Magdeburg wirft Fragen über die Effektivität der bislang geltenden Tierschutzbestimmungen auf. Experten argumentieren, dass es dringenden Reformbedarf gibt, um tiergerechte Haltungsbedingungen sicherzustellen. Die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht (DJGT) hat in einem Gutachten verschiedene Vorschläge für eine Reform des Tierschutzrechts vorgelegt, darunter strengere Kontrollen in Betrieben und ein Verbot von Transporten lebender Tiere in Tierschutz-Hochrisikostaaten. Der Entwurf wurde im Rahmen einer Untersuchung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen veröffentlicht.
Die Vorfälle in Magdeburg unterstreichen die dringende Notwendigkeit, dass sowohl das Landwirtschaftsministerium als auch das Veterinäramt Maßnahmen ergreifen, um solche extremen Fälle in Zukunft zu verhindern. Das Wohl der Tiere muss in der landwirtschaftlichen Praxis oberste Priorität haben, und eine effektivere gesetzliche Regelung könnte dazu beitragen, das Vertrauen der Bürger in die Tierschutzbehörden zu stärken.
Insgesamt ist der Fall nicht nur ein lokales Ereignis, sondern spiegelt die breiteren Herausforderungen wider, die der Tierschutz in Deutschland aktuell bewältigen muss. Völlig unklar bleibt, welche Konsequenzen diese Vorfälle für die zukünftige Umsetzung des Tierschutzgesetzes in Sachsen-Anhalt haben werden.
MDR berichtet, dass …
n-tv.de enthüllt, dass …
mwl.sachsen-anhalt.de informiert über …