
In Magdeburg entsteht ein neues Zentrum zur spezialisierten Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die an postakuten Folgen von COVID-19, Long COVID und ähnlichen syndromalen Erkrankungen leiden. Das Comprehensive Care Center wird als Teil des bundesweiten „Pädiatrischen Netzwerks zur Versorgung und Erforschung von postakuten Folgen von COVID-19, ähnlichen postakuten Infektions- und Impfsyndromen sowie ME/CFS (PEDNET-LC)“ initiiert. Das Vorhaben erhält eine Förderung des Bundesgesundheitsministeriums in Höhe von 780.000 Euro, um eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt zu übernehmen, so Ärzte Zeitung.
Insgesamt werden über 30 Standorte bundesweit vernetzt, wobei in 15 Bundesländern multiprofessionelle Versorgungszentren entstehen. Diese Einrichtungen sind darauf ausgelegt, eng mit der Kinder- und Jugendmedizin sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammenzuarbeiten. Die Ziele des Verbundes sind klar definiert: Die Verbesserung der Gesundheitskompetenz in Bezug auf postakute Infektionen und Impfsyndrome, sowie die Sicherstellung einer bestmöglichen Bildungsteilnahme für betroffene Kinder und Jugendliche. Darüber hinaus soll eine fundierte Kostenbewertung dieser Erkrankungen erfolgen.
Ein bundesweites Netzwerk für Betroffene
Mit der Einführung von PEDNET-LC verfolgt man das Ziel, strukturelle Verbesserungen für Kinder und Jugendliche mit Long COVID-ähnlichen Erkrankungen in Deutschland zu erreichen. Das Netzwerk soll nicht nur klinische Maßnahmen etablieren, sondern auch wissenschaftliche Strukturen aufbauen und ein Evidenzökosystem zu Epidemiologie, Diagnostik, Behandlung und Prognose schaffen. Die neuen Versorgungszentren, die von Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin sowie der psychischen Gesundheitsversorgung geleitet werden, arbeiten eng mit sozialpädiatrischen Zentren zusammen. Der gesamte Prozess ist partizipativ gestaltet, um die Bedürfnisse der Betroffenen bestmöglich zu berücksichtigen, berichtet die DGAAP.
Durch die Entwicklung altersangepasster und geschlechtersensitiver Standards sowie Richtlinien soll eine nachhaltige und maßgeschneiderte Versorgung sichergestellt werden. Dazu gehören die Durchführung klinischer Studien und Evaluationsstudien, sowie die Analyse von relevanten Gesundheitsdaten. Mit dem Ziel einer verbesserten medizinischen Versorgung und Bildungsteilnahme sind auch Interventionen in Schulen vorgesehen.
Herausforderungen und Perspektiven
Ein zentraler Aspekt der Thematik ist, dass viele Kinder und Jugendliche während der COVID-19-Pandemie mit SARS-CoV-2 infiziert wurden. Während die Erkrankung bei den meisten mild oder asymptomatisch verlief, wurden bei Kindern mit Vorerkrankungen durchaus schwerere Verläufe beobachtet, die Krankenhausaufenthalte und sogar Todesfälle zur Folge hatten. Nach einer COVID-19-Erkrankung sind Folgeerkrankungen wie Myokarditis oder das Post COVID-Syndrom (PCS) häufig anzutreffen. Dabei sind insbesondere Symptome wie übermäßige Erschöpfung (Fatigue) schwer von psychischen Belastungen zu unterscheiden, was die Versorgungsforschung vor große Herausforderungen stellt, betont das Bundesgesundheitsministerium.
Angesichts der bestehenden Unsicherheiten in der Diagnostik und den bislang wenigen identifizierten Risikofaktoren für Folgeerkrankungen ist das neue Zentrum in Magdeburg ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es signalisiert den Beginn einer umfassenden, strukturierten und vor allem spezialisierteren Versorgung für die betroffenen Kinder und Jugendlichen in Deutschland.