
Die wirtschaftliche Lage der Allgemein-Kliniken in Sachsen-Anhalt wird von der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt (KGSAN) als alarmierend bezeichnet. Der Geschäftsführer Gösta Heelemann beschreibt die Situation als so dramatisch wie nie zuvor. Laut einer bundesweiten Befragung aus Dezember 2023 gaben 80 Prozent der Kliniken in Deutschland an, sich in einer unbefriedigenden wirtschaftlichen Situation zu befinden, was sich auch in Sachsen-Anhalt widerspiegelt. Kliniken im Land müssen für 2024 einen strengen Konsolidierungskurs einschlagen, um Insolvenzen oder die Schließung von Abteilungen abzuwenden.
Sachsen-Anhalt ist besonders betroffen von diesen Herausforderungen, die vor allem durch demografische Probleme verschärft werden. Die steigenden Personal- und Sachkosten sowie die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachpersonal verschärfen die Lage weiter. Heelemann fordert daher Nachbesserungen an der bereits beschlossenen Krankenhausreform, insbesondere im Hinblick auf die Bundestagswahl im kommenden Februar. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft wird dies in einer Pressekonferenz in Berlin bekräftigen.
Schließungen und Engpässe
In den letzten Jahren musste Sachsen-Anhalt bereits mehrere Abteilungen in Krankenhäusern schließen. Dazu gehören die Geburtenstation in Halberstadt sowie Kinder- und Jugendstationen in Burg und Gardelegen. Zudem kam es vor mehr als vier Jahren zur Schließung des Krankenhauses in Havelberg, die ebenfalls auf eine schlechte wirtschaftliche Lage zurückzuführen ist. Sinkende Patientenzahlen und fehlendes Personal stellen in vielen Kliniken im Land ein weiteres drängendes Problem dar.
Die Auswirkungen der bundesweiten Krankenhausreform, die als gefährdend für die flächendeckende Gesundheitsversorgung in Deutschland angesehen wird, könnten die Situation in Sachsen-Anhalt weiter verschärfen. Eine wissenschaftliche Untersuchung der Vebeto GmbH zeigt, dass die Reform zu Abteilungs- und Standortschließungen führen könnte, insbesondere in schlecht versorgten Regionen. Kritiker betonen, dass die Mindestvorhaltezahlen und die Vorhaltefinanzierung der Reform problematisch sind, da sie kleineren Kliniken erhebliche Vergütungsverluste bescheren könnten.
Öffentliche Besorgnis und Erwartungen
Eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen Engpässe in der Gesundheitsversorgung befürchtet und wenig Vertrauen in die Reform hat. Über 80 Prozent der Grundversorgungskrankenhäuser rechnen damit, aufgrund der neuen Vorgaben Behandlungsangebote einstellen zu müssen. 99 Prozent der Grundversorgungsklinken und 97 Prozent der Regel- und Schwerpunktkrankenhäuser glauben, dass die Vorhaltefinanzierung nicht ausreicht, um die Kosten zu decken.
Minister Karl Lauterbach betont die Wichtigkeit der Reform für eine alternde Gesellschaft. Das Bundeskabinett hat die Reform beschlossen, um die Klinikversorgung zukunftssicher zu machen, mit dem Ziel, eine hohe Qualität bei Klinikbehandlungen zu sichern. Trotz dieser Bekundungen ist die Skepsis in der Bevölkerung groß. Mehr als die Hälfte der Befragten empfindet eine Fahrzeit von über 15 Minuten zu einem Krankenhaus im Notfall als nicht akzeptabel, und nur 15 Prozent glauben, dass regionale Krankenhäuser ohne Versorgungseinbußen geschlossen werden können.
Insgesamt sieht die Zukunft der Krankenhauslandschaft in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus angesichts der strukturellen Probleme und der kommenden Reformen düster aus. Es bleibt abzuwarten, ob die notwendigen Anpassungen vorgenommen werden, um eine flächendeckende Gesundheitsversorgung zu sichern.
Für weitere Informationen zur aktuellen Lage können die Berichte von MDR, KHG-Sachsen und Bundesregierung konsultiert werden.