
In der aktuellen Diskussion um die Qualität der frühkindlichen Bildung in Sachsen-Anhalt wird unmissverständlich klar, dass die Erhöhung des Personalschlüssels in Kindertagesstätten (Kitas) ein zentrales Anliegen der Opposition im Landtag darstellt. Eine Verbesserung der Verhältnisse zwischen Erziehern und Kindern könnte wesentlich zur Optimierung der Betreuungsqualität beitragen, wie MDR berichtet.
Unter den Fachkräften gibt es bereits einen wachsenden Konsens, dass gut ausgebildetes Personal entscheidend für die Betreuung von Kindern und deren Familien ist. Das Deutsche Rote Kreuz setzt dabei auf Personaltransfers sowie die Weiterqualifizierung von Erzieherinnen und Erziehern, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Die Bedeutung des Personalschlüssels
Der Unterschied zwischen Betreuungsschlüssel und Personalschlüssel ist entscheidend für das Verständnis der tatsächlichen Betreuungssituation in den Kitas. Der Betreuungsschlüssel beschreibt die Anzahl von Kindern pro Betreuungsperson, während der Personalschlüssel auch andere pädagogische Aufgaben berücksichtigt, wie GEW erläutert. Hierbei handelt es sich um eine wichtige Unterscheidung, da der Kita-Alltag viele zusätzliche Aufgaben umfasst, darunter auch Dokumentationspflichten, Elterngespräche und Vorbereitungszeiten.
Betrachtet man die Situation in der Delfingruppe einer Kita, so zeigt sich, dass trotz der Anwesenheit von 19 Kindern in verschiedenen Betreuungsformen wie Halbtags, Zweidrittel und Ganztags, der Personalschlüssel von 9,8 nicht die tatsächliche Betreuungsrelation reflektiert. In der Realität ist die Fachkraft-Kind-Relation lediglich 1:14,6, was bedeutet, dass im Alltag oft nur eine Erzieherin für rund 15 Kinder zur Verfügung steht.
Diese Diskrepanz zwischen den offiziellen Schlüsseln und der Realität wird auch von der Bertelsmann-Stiftung angesprochen. In ihren Berichten wird darauf hingewiesen, dass der Anteil für mittelbare pädagogische Arbeit und Ausfallzeiten erheblich ist. Auch in Niedersachsen liegen die Fachkraft-Kind-Relationen oft unter den gesetzlichen Mindestanforderungen, was auf einen landesweiten Konsens hinweist, dass mehr Personal benötigt wird, um qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten.
Zukunft der frühkindlichen Erziehung
Die Prognosen des Sozialministeriums Sachsen-Anhalt sind alarmierend: Innerhalb der nächsten zehn Jahre werden voraussichtlich 23% des Gesamtpersonals in den Ruhestand gehen, in den nächsten 15 Jahren sind es bereits rund 35%. Diese Entwicklung stellt die Kitas vor große Herausforderungen, sobald der Bedarf an pädagogischen Kräften in der Kinder- und Jugendhilfe steigt.
Um das System auf lange Sicht stabil zu halten, setzt Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) auf eine nachhaltige Bindung von Erzieherinnen und Erziehern im Fachbereich. Es besteht eine akute Notwendigkeit, nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Personals in den Kitas zu erhöhen, um den hohen Ansprüchen der frühkindlichen Bildung gerecht zu werden.
Es bleibt abzuwarten, ob die Forderungen der Opposition und der Fachverbände in Sachsen-Anhalt Gehör finden und zu den notwendigen Reformen in der Personalausstattung führen werden. In einem Land, dessen Zukunft von einem gut ausgebildeten, liebevollen und engagierten Betreuungspersonal abhängt, sollte dies von höchster Priorität sein.