
Am 10. Januar 2025 wurden in Magdeburg hunderte tote und verwahrloste Schafe entdeckt, was auf einen alarmierenden Fall von Tierhaltung hinweist. Die Halterin, eine 62 Jahre alte Frau, steht bereits seit über vier Jahren unter einem Tierhaltungsverbot. Dieses Verbot wurde im Oktober 2020 durch den Landkreis Anhalt-Bitterfeld verhängt. Trotz dieser Maßnahme gerieten die Behörden seit Jahren immer wieder in Kontakt mit der Schafhalterin, ohne dass die Tierhaltung effektiv untersagt wurde.
Die grausamen Umstände wurden zuletzt bei einer Kontrolle am 8. Januar 2025 sichtbar, als etwa 400 tote Schafe auf einem Grundstück gefunden wurden. Die genaue Todesursache ist noch unbekannt. In einer weiteren Kontrolle in Gollbogen wurden ebenfalls stark vernachlässigte Pferde, Mulis und ein Rind entdeckt. Diese Vorfälle werfen ernsthafte Fragen zur Verantwortung von Behörden auf, denn rund 600 lebende Tiere konnte das Veterinäramt mittlerweile übernehmen.
Animal Hoarding als wachsendes Problem
Der Landrat des Jerichower Landes, Steffen Burchhardt, charakterisierte die Halterin als „Animal Hoarder“. Animal Hoarding beschreibt eine psychische Störung, bei der Menschen eine ungesunde Anzahl von Tieren sammeln und diese oft nur unzureichend versorgen. Der Deutsche Tierschutzbund stellte fest, dass 2023 insgesamt 115 Fälle von Tierhortung in Deutschland registriert wurden, was einem alarmierenden Anstieg von mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bei diesen Fällen waren etwa 6.691 Tiere betroffen, wobei die häufigsten Tiere Katzen waren, gefolgt von Hunden und kleineren Haustieren wie Kaninchen und Meerschweinchen. Diese Zahlen sind jedoch als Mindestwerte zu verstehen, da die tatsächliche Anzahl der Fälle wahrscheinlich höher ist. Unzählige unterernährte und vernachlässigte Tiere leiden unter gesundheitlichen Problemen, die von Dehydration bis hin zu Ernsthaftigkeiten wie Atemwegserkrankungen reichen.
Die Probleme, die sich aus Tierhortung ergeben, sind gravierend, da sowohl Tiere als auch Halter häufig unter den Bedingungen leiden. Eine Erhebung des Deutschen Tierschutzbundes stellte fest, dass 53,2 Prozent der registrierten Fälle alleinstehende Frauen betrafen. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass bei einer Vielzahl von Fällen psychische Faktoren eine Rolle spielen.
Handlungsbedarf und Forderungen
Angesichts dieser alarmierenden Entwicklungen fordert Burchhardt ein deutschlandweites Melderegister für Tierhaltungsverbote. Dies könnte dazu beitragen, die Nachverfolgbarkeit und Überwachung derartiger Fälle zu verbessern, um zukünftig Tierschutzverletzungen wirksamer zu begegnen. Bereits in der Vergangenheit wurden von Tierschutzaktivisten oft tote Tiere bei Rettungsaktionen gefunden, was den dringenden Handlungsbedarf in diesem Bereich unterstreicht.
Der Deutsche Tierschutzbund hat seit 2008 Informationen über Fälle von Tierhortung aus Medienberichten und Meldungen von Tierschutzheimen gesammelt. Dies geschah im Einklang mit einer verstärkten Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema, was auch zu einem besseren Vollzug von Tierschutzgesetzen führen könnte. Seit Beginn der Erhebung sind in Deutschland mehr als 42.000 Tiere von Tierhortung betroffen.
Die vergangenen Wochen in Magdeburg haben einmal mehr die brutalen Realitäten von Animal Hoarding offengelegt und verdeutlicht, wie wichtig ein effektives Zusammenspiel zwischen Behörden und Tierschutzorganisationen ist, um Tieren ein würdigeres Leben zu ermöglichen.