
Die Agentur für Arbeit im Landkreis Harz steht vor großen Herausforderungen. Anja Huth und Jean Lehmann, die neue Leitung der Agentur, äußern Besorgnis über die zukünftige Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Region. Sie befürchten, dass der Landkreis mittelfristig strukturelle Probleme erleben könnte, insbesondere wenn man die demografischen Veränderungen und den negativen Pendler-Saldo von 11.754 Arbeitnehmern betrachtet. Von Anfang 2023 bis Ende 2024 ist die Zahl der Erwerbstätigen im Landkreis Harz um 1.257 gesunken. Ohne Zuwanderung wäre der Rückgang noch gravierender und würde bei 2.027 Arbeitnehmern liegen. Bei Volksstimme wird darauf hingewiesen, dass derzeit 21.967 Beschäftigte außerhalb des Landkreises arbeiten, während nur 10.213 in den Landkreis pendeln.
Ein weiterer besorgniserregender Aspekt ist die Abwanderung junger Talente. Im vergangenen Jahr haben 570 junge Menschen aus dem Landkreis Ausbildungsplätze außerhalb der Kreisgrenzen gefunden. Dies erhöht die Gefahr, dass diese Nachwuchskräfte ihren Lebensmittelpunkt verlegen. Die Agentur plant deshalb, sich verstärkt dem Bereich Ausbildung zu widmen. Im August startet ein Projekt zur Integration von Schulverweigerern in den Ausbildungsmarkt. Ziel ist es, die Abbrecherquote von 30 Prozent bei Berufseinsteigern zu senken.
Demografische Herausforderungen und Fachkräftemangel
Die demografische Entwicklung im Landkreis Harz wird in den kommenden Jahren laut Prognosen eine drastische Wendung erleben. Es wird vorhergesagt, dass die Bevölkerung bis 2040 um 12,3 Prozent und die Zahl der Beschäftigten um 19,7 Prozent zurückgehen wird. Diese Zahlen platzieren den Landkreis unter dem Durchschnitt für Sachsen-Anhalt. „Unternehmen sind gefordert, die Hilfe der Agentur zur Gewinnung von Arbeitnehmern aus dem Ausland in Anspruch zu nehmen“, so Anja Huth.
Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel stellen den Arbeitsmarkt vor immer größere Herausforderungen. Während die Anzahl der Erwerbstätigen zurückgeht, verändert sich auch die Struktur des Arbeitsmarktes. Laut der Bertelsmann Stiftung wirkt sich die Digitalisierung tief auf die Branche und die Anforderungen an die Arbeitnehmer aus. Die Entwicklung des Arbeitskräfteangebots wird dabei von verschiedenen Faktoren beeinflusst, einschließlich der Bildungs- und Qualifikationsstruktur.
Fazit und Ausblick
Die Herausforderungen, die sich durch den demografischen Wandel im Landkreis Harz ergeben, sind erheblich. Experten warnen davor, dass eine einheitliche Kategorisierung fragmentierter Bildungsabschlüsse notwendig ist, um die Fähigkeiten der Zuwanderer besser zu evaluieren. Die unterschiedlichen Reaktionen der Branchen auf einen möglichen Fachkräfteengpass verdeutlichen die Komplexität der Situation. Während einige Branchen schnell Anpassungen vornehmen können, sind andere möglicherweise weniger flexibel. Ein möglicher Lösungsansatz könnte sein, verschiedene Szenarien in die zukünftigen Berechnungen einzubeziehen, um die Trends und Herausforderungen besser zu verstehen und strategisch zu planen.