
Am Donnerstag, den 30. Januar 2025, gab es einen bedeutenden Fortschritt an der Baustelle für die neue Elbebrücke zwischen Seehausen im Landkreis Stendal und Wittenberge im Landkreis Prignitz, Brandenburg. Ein mehr als 400 Meter langes Stahlteil wurde erfolgreich verschoben, was von der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) bestätigt wurde. Der dritte Abschnitt der Strombrücke wurde um 88 Meter in Richtung Süden verschoben, eine technisch anspruchsvolle Aktion, die mithilfe einer schwimmenden Plattform, auch Ponton genannt, durchgeführt wurde. Hierbei wird das massive Stahlteil, das mehr als 6.000 Tonnen wiegt, maximal zehn Meter pro Stunde bewegt.
Bereits im Oktober 2024 konnte ein erster Teil des Stahlsegments etwa 64 Meter weit in die richtige Position verschoben werden. Das gesamte Projekt ist Teil des A14-Lückenschlusses zwischen Magdeburg und Schwerin, der als größtes Autobahnneubauprojekt Deutschlands gilt und für dessen Abschluss die Fertigstellung der neuen Elbebrücke für 2026 vorgesehen ist.
Innovative Bauverfahren in der Brückenarchitektur
Interessanterweise steht das gesamte Projekt im Kontext eines größeren Wandels in der Bauindustrie, wie zum Beispiel die Entwicklungen von Bau-Ingenieur Theo Reddemann zeigen. Er hat ein Baukastensystem für Brücken entworfen, das die Bauzeit erheblich verkürzt. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, dass eine neue Autobahnbrücke an einem Autobahnkreuz bei Münster in nur sieben Wochen fertiggestellt wurde, während ursprünglich anderthalb Jahre geplant waren.
Reddemanns Verfahren minimiert wetterbedingte Ausfälle, da die Brückenteile in einem wetterfesten Zelt neben einem Betonwerk produziert werden. Die Teile werden liegend geschüttet, was die Festigkeit erhöht und Korrosion im Inneren der Konstruktion verhindert. Darüber hinaus kann der Bau von Brückenpfeilern während des laufenden Verkehrs erfolgen; nur beim Einhängen der Fahrbahn muss der Verkehr kurzzeitig umgeleitet werden.
Nachhaltigkeit und Effizienz im Brückenbau
Die sogenannte Expressbauweise senkt zudem den CO2-Ausstoß erheblich. Schätzungen zufolge entstehen 83% des CO2-Abdrucks einer neuen Autobahnbrücke durch Staus während der Bauphase. Zudem müssen in den kommenden 20 Jahren schätzungsweise rund 8.000 Autobahn-, 3.000 Bundesstraßen- und 1.200 Bahnbrücken erneuert werden.
Ein weiterer Aspekt von Reddemanns Konzept ist die zunehmende Berücksichtigung von Geschwindigkeit und CO2-Ersparnis bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. Bei einer aktuellen Ausschreibung, die er Ende Dezember 2024 gewann, wurde der Preis nur zu 50% gewertet; die andere Hälfte basierte auf der Geschwindigkeit der Bauausführung. Reddemann betont, dass die Brücken nicht teurer sind als beim herkömmlichen Bau, und dass durch Massenproduktion die Kosten sogar unter dem aktuellen Standard liegen könnten.
Zusammenfassend zeigt sich, dass der Brückenbau in Deutschland vor einem innovativen Wandel steht. Mit der neuen Elbebrücke wird ein zentraler Bestandteil der Infrastruktur des Landes realisiert, während gleichzeitig neue Bauverfahren erprobt werden, die sowohl Effizienz als auch Nachhaltigkeit fördern. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen auf zukünftige Bauprojekte auswirken werden und inwiefern sie die Herausforderungen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur bewältigen können.
Weitere Details zur Verschiebung des Stahlteils können bei DEGES nachgelesen werden. Informationen zu den neuen Bauverfahren im Brückenbau finden sich auch bei ZDF.