
Die Cranach-Stiftung in Wittenberg präsentiert zurzeit die Ausstellung „Angela Fensch: KindFrau“, die bis zum 11. Mai 2025 zu sehen ist. Diese Ausstellung beleuchtet das eindrucksvolle Fotoprojekt der 1952 in Schwerin geborenen Fotografin Angela Fensch, das über 34 Jahre hinweg entwickelt wurde. Die Ausstellung zeigt Fotos von Müttern mit ihren Kindern, die in den Jahren 1988, 2004 und 2022 aufgenommen wurden. Fensch verfolgt dabei das Ziel, Frauen nicht nur in der traditionellen Rolle der Mutter abzubilden, sondern sie auch als eigenständige Individuen zu porträtieren.
Der Ursprung des Projektes reicht bis ins Jahr 1988 zurück, als Fensch einen Auftrag eines Schweizer Verlags erhielt. Der erste Teil des Projekts wurde in der DDR realisiert und zeigt junge Mütter in ihrer vertrauten Umgebung. Über die Jahre hinweg wurden die Fotos bei unterschiedlichen Begegnungen und an von den Protagonistinnen selbst gewählten Standorten aufgenommen. In ausgelegten Büchern präsentiert die Künstlerin neben den Fotografien auch die Vornamen und biografischen Fragmente der abgebildeten Frauen.
Langzeitprojekt mit Wandel
Die fotografische Erfassung der Mütter ist als Langzeitprojekt angelegt, das die Entwicklung der Frauen über drei Dekaden dokumentiert. Fensch hat die Frauen nicht nur einmal abgelichtet, sondern sie in mehreren Lebensphasen portraitiert. Zum Beispiel sieht man „Diana“, die 1988 nackt posiert, 2004 mit ihrer Tochter auf einer Pferdewiese und 2022 mit ihrer Tochter und ihrem Sohn im Wasser. Diese Wiederaufnahmen zeigen die unterschiedlichen Lebensabschnitte und die damit einhergehenden Veränderungen der Mütter.
Die Fotos von 2004 wirken beispielsweise „geschlossener“, da die Frauen in dieser Zeit stark ins Berufsleben integriert waren. Im Gegensatz dazu strahlen die Aufnahmen von 2022 eine „heitere Gelassenheit“ und Unbeschwertheit aus, die den Wandel in den Lebensrealitäten der abgebildeten Frauen eindrucksvoll verdeutlicht. Diese Aspekte sind besonders bedeutend für die Betrachtung der gesellschaftlichen Rolle der Frauen im Laufe der Zeit.
Die Künstlerin Angela Fensch
Angela Fensch ist nicht nur für das Projekt „KindFrau“ bekannt. Sie absolvierte eine Ausbildung als Bibliothekarin und arbeitete von 1972 bis 1990 als freiberufliches Fotomodell in der DDR. Ihre Karriere als Fotografin begann offiziell 1975 mit einer Ausbildung und einem anschließenden Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Fensch hat bis heute zahlreiche Ausstellungen und Veröffentlichungen in Magazinen realisiert und wurde 1984 Mitglied im Verband Deutscher Journalisten.
Fensch erweitert mit ihren Fotoprojekten stets den Blick auf Frauen in der Gesellschaft. Neben „KindFrau“ entstand auch die Fotoessai-Serie „MannFrau“, die 1991 in Berlin herausgegeben wurde. Die Komplexität ihrer Arbeiten zeigt sich vor allem in der Kombination von persönlichem Werdegang und künstlerischem Ausdruck.
Die Ausstellung in Wittenberg wird somit nicht nur zu einem Rückblick auf die Vergangenheit, sondern auch zu einem kulturellen Dialog über die Rolle der Frau in verschiedenen Lebensphasen. Fensch lädt das Publikum ein, die Geschichten der abgebildeten Frauen nachzuvollziehen und deren Entwicklung über die Jahre hinweg zu würdigen. Ein Besuch der Ausstellung ist nicht nur für Fotografie-Liebhaber, sondern auch für alle, die sich für gesellschaftliche Themen interessieren, unbedingt empfehlenswert.
Die Cranach-Stiftung ist stolz darauf, dieses herausragende Werk zu präsentieren und damit einen wichtigen Beitrag zur lokalen und bundesweiten Kultur zu leisten. Mehr Informationen gibt es bei der Cranach-Stiftung und dem MDR.