
Am 11. März 2025 wird der Künstler Gunter Demnig in Halle (Saale) die Verlegung von sechs neuen Stolpersteinen initiieren. Diese Gedenksteine sollen an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes erinnern und werden in verschiedenen Straßen der Stadt platziert. Die Aktion findet im Rahmen des Gedenkens an die verleugneten Lebensgeschichten der Verfolgten statt.
In der Huttenstraße wird ein Stolperstein für die Jüdin Darga Brynych verlegt, die 1944 deportiert wurde und den Holocaust nicht überlebte. Darga Brynych war 1920 mit ihrer Familie aus Westpreußen nach Nietleben gekommen. Trotz einer Ehe mit einem nichtjüdischen Mann, die ihr zunächst Schutz bot, wurde sie nach dem Tod ihres Mannes Opfer des nationalsozialistischen Verfolgungssystems.
Gedenkorte für Familien und Individuen
Am Riebeckplatz erhalten die Mitglieder der jüdischen Familie Mendel einen Stolperstein. Max Mendel (*1871) hatte drei Kinder und lebte zuvor am Riebeckplatz 8. 1939 entkam Karola Mendel in die USA, während Hans Mendel in Holland überlebte. Im Kontrast dazu wurde Arthur Mendel, der 1938 während der Reichspogromnacht verhaftet wurde, in Konzentrationslager deportiert und für tot erklärt. Max Mendel selbst wurde nach Theresienstadt deportiert und starb dort 1942.
Ein weiterer Stolperstein wird für Franz Peters an dessen Wohnort in der Willy-Brandt-Straße 47 verlegt. Peters, geboren 1888, war ein SPD-Reichstagsabgeordneter, der am 23. März 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz stimmte. Seine ablehnende Haltung führte zu seiner Verhaftung im Mai 1933, und er starb noch im gleichen Jahr.
Der Stolperstein für Ernst Thiele wird am Kirchtor verlegt. Thiele, geboren 1908 in Halle-Trotha, wurde 1941 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und erlebte mehrere Konzentrationslager, darunter Auschwitz. Nach dem Krieg wurde er in die Sowjetunion gebracht und dort zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, aus dem er 1974 entlassen wurde.
Das Projekt Stolpersteine
Die Stolpersteine sind Teil eines weitreichenden Gedenkprojektes, das seinen Ursprung 1995 in Köln hatte, als Gunter Demnig die ersten Steine verlegte. Heute werden sie von der Stiftung – Spuren – Gunter Demnig seit Dezember 2014 betreut. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Lebensgeschichten der während des Nationalsozialismus verfolgten Menschen zu dokumentieren und für die Nachwelt sichtbar zu machen.
Die Gedenktafeln aus Messing werden vor den letzten selbstgewählten Wohnorten der Opfer in das Pflaster integriert. Kinder und Jugendliche sind häufig in die Erstellung und Verlegung der Stolpersteine eingebunden, was zur anschaulichen Umsetzung der Erinnerungskultur beiträgt.
Bis heute sind weltweit über 50.000 Stolpersteine verlegt worden. In Deutschland gibt es jedoch auch Städte, wie beispielsweise München, die die Platzierung dieser Gedenkstätten ablehnen. Dies hat zu einer breiten Diskussion über die Pietät und die Art des Gedenkens geführt. Dennoch bleibt der Einsatz von Stolpersteinen ein starkes Zeichen gegen das Vergessen.
In Halle wird die kommende Verlegung der Stolpersteine ein weiterer Schritt in der Erinnerungskultur darstellen. Die Bürger sind eingeladen, bei der Zeremonie teilzuhaben und somit die Biografien der Verfolgten lebendig zu halten. Durch solche Erinnerungsaktionen wird das Gedenken und die Gemeinschaft gestärkt – Werte, die auch in der heutigen Zeit von großer Bedeutung sind.