
Am 1. Januar 2023 wurde in Halle (Saale) das Projekt mobilE ins Leben gerufen, das sich der Stärkung der Resilienz von Kindern und Jugendlichen mit psychisch erkrankten Eltern widmet. Dieses Präventionsvorhaben ist eine Kooperation zwischen der Stadt Halle und der Trägerwerk Soziale Dienste in Sachsen-Anhalt GmbH. Die Finanzierung erfolgt durch das GKV-Bündnis für Gesundheit mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen nach § 20a SGBV.
Das Projekt findet in zwei psychiatrischen Kliniken in Halle statt: der Universitätsklinik und dem AWO Psychiatriezentrum. Angeboten werden Gruppen für betroffene Kinder und Eltern sowie monatliche Eltern-Kind-Nachmittage, die sich nicht ausschließlich an Eltern in psychiatrischer Behandlung richten. Eine wichtige Komponente des Projekts sind Schulungen für Kinderärzte und Therapeuten, die darauf abzielen, die Lebensumstände betroffener Kinder besser zu verstehen und zu berücksichtigen.
Fokus auf niedrigschwellige Angebote
Besonders hervorzuheben ist der Fokus auf eine niedrigschwellige Arbeitsweise, die darauf abzielt, psychische Erkrankungen zu enttabuisieren. Damit sollen nicht nur Kinder erreicht werden, deren Eltern psychisch erkrankt sind, sondern auch solche, die trotz der Erkrankung ihrer Eltern seelisch gesund geblieben sind. Positive Rückmeldungen von Teilnehmern und Kliniken deuten darauf hin, dass das Projekt Familien schnellere Entlastung bietet und den Kindern hilft, ihre Gefühle zu verarbeiten und Gehör für ihre Bedürfnisse zu finden.
Die Notwendigkeit solcher Projekte wird auch durch ein Forschungsprojekt belegt, das von der Busch-Stiftung gefördert wird. Dieses Projekt mit dem Titel „Belastung Bindung, Resilienz“ untersucht den Zusammenhang zwischen der elterlichen Belastung von psychisch kranken und nicht kranken Eltern und dem Bindungsverhalten ihrer Kinder. Die Ergebnisse zeigen, dass hohe Belastungen der Eltern die psychische Stabilität des Familiensystems gefährden und somit ein Risikofaktor für die Entwicklung der Kinder darstellen können. Um dem entgegenzuwirken, ist eine flächendeckende und abgestimmte Versorgung notwendig, die durch Familienberatungsstellen in Deutschland unterstützt werden sollte.
Früherkennung und Unterstützung
Familienberatungsstellen spielen eine entscheidende Rolle als Anlaufstellen für Eltern mit psychischen Erkrankungen. Neben der Behandlung in Kliniken bieten diese Stellen niedrigschwellige und freiwillige Angebote, die als Brücke zu weiteren Hilfsmaßnahmen dienen können. Die frühe Erkennung von Belastungsquellen und die Bereitstellung passgenauer Unterstützung sind dabei von großer Bedeutung.
Die Stiftung „Achtung!Kinderseele“ setzt sich zudem dafür ein, psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen als Tabuthema zu enttabuisieren. Laut ihrer Angaben erhalten nur etwa 5-10% der betroffenen Kinder professionelle Hilfe. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig auf die vorhandenen Risiken zu reagieren und betroffenen Familien umfassende Unterstützung anzubieten. Sie fordert dazu auf, dass Eltern sich im Bedarfsfall an Kinderärzte oder andere Fachstellen wenden.
Für interessierte Eltern und Betroffene stehen weitere Informationen zu dem Projekt mobilE zur Verfügung. Anmeldungen und Nachfragen können an Wiebke Otto gerichtet werden, die unter der E-Mail-Adresse wiebke.otto@twsd.de oder telefonisch unter 0174/3142026 erreichbar ist.