
In Haldensleben wurde ein bedeutendes archäologisches Projekt abgeschlossen: Ein rund 5.500 Jahre altes Hünengrab am Küsterberg wurde erfolgreich rekonstruiert. Dieses historische Bauwerk soll ab dem 27. April 2025 für Besucher zugänglich sein, was die Stadt Haldensleben in der Hoffnung auf zahlreiches Touristeninteresse freut. Die Rekonstruktion war das Ergebnis intensiver archäologischer Arbeiten, bei denen verschiedene Teile des Grabes sorgsam wiederhergestellt wurden. Die Decksteine wurden in der Anordnung aufgesetzt, wie sie zu Beginn der Ausgrabung dokumentiert wurden. Die Archäologin Barbara Fritsch, die für das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt tätig ist, erläuterte die Details der Rekonstruktion.
Das Hünengrab wurde vor etwa zehn Jahren von einem Team, bestehend aus der Universität Kiel, der Stadt Haldensleben und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, untersucht und dokumentiert. Diese Arbeiten lieferten entscheidende Anhaltspunkte für die Rekonstruktion. Ursprünglich erstreckte sich die Grabstätte über eine Länge von zwölf Metern und wurde über einen langen Zeitraum hinweg für Bestattungen genutzt. Besonders bemerkenswert ist, dass Menschen aus der Bronzezeit dieses Grab als einen geschichtsträchtigen Ort ansahen. In der Region Nord-Sachsen-Anhalt existieren viele solcher jahrtausendealten Großsteingräber, die von der frühen Besiedlung zeugen.
Forschung und Entdeckungen
Die Gegend um Haldensleben, insbesondere das Gelände auf einem Plateau über dem Fluss Bode, ist prädestiniert für vorgeschichtliche Besiedlungen. Seit 2011 finden hier kontinuierlich archäologische Ausgrabungen im Vorfeld eines Tagebaus statt. Diese Untersuchungen haben bereits zahlreiche bedeutende Funde der jungsteinzeitlichen Schnurkeramischen Kultur (2800 bis 2200 v. Chr.) zutage gefördert. Vor dem aktuellen Untersuchungszeitraum wurden etwa 20 Bestattungen, Siedlungsspuren und ein „pit alignment“ aus der späten Bronze- bis frühen Eisenzeit (1200 bis 450 v. Chr.) dokumentiert. Die neuen Ausgrabungen bestätigen nicht nur den fortwährenden Gebrauch des Geländes als Bestattungsplatz, sondern zeigen auch neue Facetten der regionalspezifischen Kultur und Lebensweise der damaligen Menschen.
Besondere Entdeckungen umfassen zwei Grabhügel aus der mittleren Bronzezeit (1550 bis 1200 v. Chr.), die mit reich verzierten Gefäßen und Bronzebeigaben ausgestattet waren. Die Funde deuten auch auf kulturellen Austausch hin, da die Gefäße Einflüsse der Schönfelder Kultur aufweisen. Die Ausgrabungen werden in Zusammenarbeit mit CIECH Soda Deutschland durchgeführt, um ein umfassenderes Bild der Siedlungsstrukturen in dieser Mikroregion zu gewinnen. Diese Forschungen verdeutlichen die historische Bedeutung des Gebiets über die Jungsteinzeit hinaus und beleuchten die vielfältigen Bestattungsrituale der Region.
Verbindungen zur Bronzezeit und Bestattungsriten
Die Entwicklungen in der Archäologie beschränken sich jedoch nicht nur auf die Region Haldensleben. Neben lokalen Funden werden auch Familienbande und Bestattungsriten in der frühen Bronzezeit durch europäische Forschungsteams untersucht. Eine vergleichbare Bestattung zurzeit der Glockenbecherkultur (2450–1800 v. Chr.) wurde in Altwies, Luxemburg entdeckt. Hier wurden die Überreste einer Frau und eines Kindes gefunden, die einen bemerkenswerten Beleg für familiäre Bindungen darstellen. Auch diese Befunde könnten Aufschluss über die sozialen Strukturen und Bestattungsriten in der damaligen Zeit geben.
Die Weiterentwicklungen in der archäologischen Forschung versprechen spannende Erkenntnisse über die Vergangenheit. Die Ergebnisse aus Haldensleben und anderen Regionen werden sicherlich zahlreiche Fragen zu den Lebensweisen, Bestattungsriten und sozialen Gefügen der Menschen in der prähistorischen Zeit aufwerfen und den kulturellen Reichtum dieser Epoche weiter beleuchten.